Eindrücke von der Podiumsdiskussion „Ausgelacht?! Zum Verhältnis von Satire und Politik“ am 14. April 2016
„Erdowie, Erdowo, Erdowahn“- dieser, von der Satiresendung extra 3 produzierte und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan kritisierende Song war vermutlich die beste Werbung für die Podiumsdiskussion zum 12. Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation. Auf den Streit zwischen dem türkischen Präsidenten und extra 3 setzte Jan Böhmermann mit seinem „Schmähgedicht“ noch einen drauf. Beinahe hätte man die Akteure verdächtigen können, Teil einer großen DFPK-Werbekampagne gewesen zu sein.
Seit über zehn Jahren diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Medien bei der DFPK-Podiumsdiskussion eine aktuelle Fragestellung der politischen Kommunikation. Doch selten war das Thema so brandaktuell wie in diesem Jahr. Dabei hatte das 12-köpfige Organisationsteam des DFPK16 sich bereits Anfang November 2015 auf selbiges festgelegt. Was kann Satire leisten? Erfüllen Formate wie die „ZDF heute-show“ oder „Die Anstalt“ eine aufklärerische Funkion oder befördern sie durch ihre stereotypen Darstellungen eher Politikverdrossenheit? Bleibt Satire auf die Kritik der Verhältnisse beschränkt oder besitzt sie ein konstruktives Potenzial? Das waren die Leitfragen, der diesjährigen Debatte.
Als Podiumsgäste waren neben der Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw und dem Generalsekretär der FDP Nordrhein-Westfalen, Johannes Vogel, auch Volker Stennei vom Deutschen Presserat sowie der bekannte Düsseldorfer Karnevalswagenbauer und Satiriker Jacques Tilly geladen. Über 130 interessierte Besucherinnen und Besucher verfolgten die spannende Diskussion unter der gelungenen Moderation von Helene Pawlitzki. In einem Punkt waren sich die Podiumsgäste einig: Satire habe eine bildende Funktion. Volker Stennei fasste es so zusammen: „Es braucht Satire, um die Politik der großen Koalition verständlich zu machen.“ Katharina Kleinen-von Königslöw warnte allerdings, dass es auch Satire-Typen gäbe, die Politikverdrossenheit fördern und dazu beitragen könnten, dass Menschen das Vertrauen ins politische System verlieren. Dies sei beispielsweise der Fall, wenn die Missstände der Politik zu sehr zur Schau gestellt würden. Wenig überraschend warfen die Gäste dann am Ende noch einen Blick auf die „Causa Böhmermann“. Interessant waren die Blickwinkel auf diesen Streit. Während der Johannes Vogel, in der Diskussion eine Chance für mehr Meinungsfreiheit sah, machte sich Jacques Tilly Sorgen bezüglich seiner Arbeit: „Das mit Böhmermann wird wohl meine Arbeit einschränken, denn Grenzen werden nun definiert, die bisher offen waren.“
Volker Stennei hingegen machte klar: „Wir brauchen die Meinungsfreiheit, die Künstlerfreiheit!“ Und wie das alles im Ausland diskutiert wird, fasste Kleinen-von Königslöw folgendermaßen zusammen: „Die Leute [im Ausland] sind überrascht, dass es Satire in Deutschland gibt. Überhaupt der Persönlichkeitsschutz im deutschen Recht […]. Die Wahrnehmung im Ausland ist da, dass Deutschland Humor hat, aber die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist. Und wir sollten denen nun zeigen, wie es um die Meinungsfreiheit geht.“
Insgesamt waren die Diskutanten der Ansicht, dass Satire viel leisten kann. Mehr Mut müsste sie jedoch haben: „Satire, die nicht angreift, keine Zähne hat, verliert ihre Wirkung. Aber sie braucht auch ein Anliegen“, so rundete Kleinen-von Königslöw die Diskussion ab.
Eindrücke von der Fachtagung am 15. und 16. April 2016
Auch die diesjährige Fachtagung konnte wieder mit spannenden Themen und anregenden Diskussionen überzeugen. Als Tagungsort diente das Studieninstitut für Kommunikation, welches durch ein schönes Ambiente überzeugen konnte.
Fünf Themenblöcke mit insgesamt zehn Vorträgen wurden im Rahmen des DFPK16 vorgestellt. Die Bandbreite der Themen reichte von politischer Satire, über die Berichterstattung zu PEGIDA bis hin zum Haustürwahlkampf bei den Thüringer Landtagswahlen. Neben Referentinnen und Referenten aus Düsseldorfer waren Vortragende aus Erfurt, Berlin, Mainz, Dortmund und Zürich bei der Fachtagung vertreten. Begeistert waren die Teilnehmenden nicht nur von den vielen interessanten Vorträgen, sondern auch von der Möglichkeit, sich mit Anderen auszutauschen und zu vernetzen.
Yuvviki Dioh von der Universität Zürich stellte auf der Tagung ihre Studie über die Berichterstattung zum sogenannten Islamischen Staat vor. „Als Studierende hat man ja fast gar keine Chance auf ähnlichen Veranstaltungen die eigene Arbeit vorzustellen. Hier ist das möglich. Deshalb bin ich dem Team auch sehr sehr dankbar“, sagte Yuvviki. Das Feedback zu ihrem Vortrag, fand sie sehr hilfreich für ihre weitere Arbeit.
Auch in diesem Jahr konnten renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das DFPK gewinnen, die mit Anmerkungen und Anregungen zu den Vorträgen neue Perspektiven aufzeigten. Am Freitag waren dies Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw (Universität Zürich), Prof. Dr. Frank Marcinkowski (Universität Münster) und Dr. Isabelle Borucki (Universität Trier). Am Samstag reisten Prof. Dr. Andreas Blätte (Universität Duisburg-Essen) und Dr. Markus Seifert (Universität Erfurt) für das DFPK16 an.
Prof. Dr. Frank Marcinkowski von der Universität Münster legte Studierenden und jungen Forscherinnen und Forschern einen Besuch des DFPK in den kommenden Jahren ans Herz. Hier habe man die Möglichkeit, sich mit anderen Studierenden und Forschern zu vernetzen und auszutauschen, die auch aus anderen akademischen Kontexten kommen würden.
Auch Prof. Dr. Gerhard Vowe (HHU Düsseldorf) lobte das DFPK16 in höchsten Tönen. Er betonte, dass er seit Gründung des DFPK dabei und stets begeistert von der Bandbreite der Themen und der studentischen Organisation sei.
Beim gemeinsamen Abendessen am Freitag Abend im Gasthaus HIMMEL & ÄHD bestand dann die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen. Es gab auch hier wieder regen Austausch, lustige Uni-Geschichten, Lebenserfahrung und -weisheiten, die miteinander geteilt wurden. Schließlich ließen alle den Abend gemütlich bei ein, zwei Altbier ausklingen.
Johanna Geuecke vom Leitungsteam des DFPK16 zeigte sich am Ende stolz und vollkommen zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Wir hatten eine Podiumsdiskussion mit einem echt brisanten Thema. Auch die Vorträge auf der Fachtagung waren aus unterschiedlichsten Bereichen der politischen Kommunikations und allesamt sehr spannend. Ich glaube, es hat den Gästen wirklich gut gefallen. Das Team hat prima gearbeitet und hatte viel Spaß an der Organisation.“
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die Teil des diesjährigen DFPK waren! Einen besonderen Dank möchten wir an unsere Sponsoren richten, die mit Ihrer finanziellen und materiellen Unterstützung einen wichtigen Beitrag für das DFPK16 geleistet haben. Es waren drei unvergessliche Tage mit spannenden Themen, renommierten Gästen und einer langen, aber erfolgreichen Organisation.
Wir freuen uns bereits auf das DFPK17!