„Da habt ihr mit eurem Thema aber wirklich einen Treffer gelandet“. So oder so ähnliche Kommentare bekamen wir in diesem Jahr häufig zu hören. Was bereits Anfang November im Kreise des Organisationsteams überlegt wurde, stellte sich auch Ende März 2017 mehr als aktuell heraus – auch fast ein halbes Jahr später. Unter dem Titel „Teile dieser Diskussion könnten Sie verunsichern – Wie Medien und Politik unser Sicherheitsgefühl beeinflussen“ diskutierten die Gäste der 13. DFPK-Podiumsdiskussion darüber, wie Akteure aus Politik und Medien in Ausnahmesituationen agieren (sollten) und was das mit der Bevölkerung macht. Ein thematischer Volltreffer, bestimmen doch Sicherheitsthemen sowohl auf Landes- als auch Bundesebene die politische Agenda der Gegenwart. Das Thema traf offenbar auch den Nerv der Zuschauer, denn schon nach wenigen Tagen hatten sich so viele Interessenten gemeldet, dass wir die Anmeldung schließen mussten.
Die Podiumsdiskussion fand in diesem Jahr zum ersten Mal im Düsseldorf-Saal der Rheinischen Post im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt statt. Obwohl das ein wenig ab vom Schuss liegt, konnte das unser Publikum nicht abhalten, zahlreich zu erscheinen. Auf dem Podium diskutierten NRW-Innenminister Ralf Jäger und RP-Chefredakteur Michael Bröcker gemeinsam mit den beiden kurzfristig eingesprungenen Gästen, der Medienpsychologin Josephine Schmitt und dem Terrorismus-Experten Rolf Tophoven. Yvonne Tamborini vom Social Media-Team der Polizei Berlin sowie die Medienpsychologin Lena Frischlich hatten sich krankheitsbedingt kurzfristig abgemeldet. Die WDR-Journalistin Julia von Cube moderierte die Runde, die mit einem Einspieler des Bundesinnenministers startete: „Ein Teil dieser Antwort würde die Bevölkerung verunsichern“. Der verunglückte Satz von de Maizière nach dem wegen einer Terrorwarnung abgesagten Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in Hannover war erster Diskussionsgegenstand und Inspirationsgeber für den Titel der Veranstaltung.
Insbesondere Bröcker und Jäger lieferten sich im Laufe des Abends immer wieder einen Schlagabtausch. Während der NRW-Innenminister die Sicherheitsbehörden in Deutschland für ihre gute Arbeit lobte, konterte Bröcker: „Wenn Ralf Jäger über verantwortungsvolle politische Kommunikation redet, werde ich immer nervös.“ Die Kölner Medienpsychologin Schmitt analysierte aus wissenschaftlicher Perspektive, was bei Ausnahmesituationen passiert. Viele Menschen seien mit der Menge an Berichterstattung überfordert. „Wenn man Nachrichten nicht selektiert, sondern einfach nur über sich reinprasseln lässt, führt das zu Informationsoverload.“ Auch Ralf Jäger bestätigte, dass man im Vergleich zu früheren Zeiten mit Informationen erschlagen werde und demonstrierte das mit der Zahl der Mails und Nachrichten, die ihn jeden Tag erreichten. Gleichzeitig seien die sozialen Medien aber eine gute Möglichkeit für die Politik, Kontakt zu den Bürgern herzustellen.
Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurde intensiv diskutiert. Jäger, der im „Fall Amri“ stark in der Kritik steht, verteidigte erwartungsgemäß das Vorgehen der NRW-Behörden, denen der Attentäter von Berlin bereits Monate zuvor bekannt war. „Eine Vielzahl der Täter sind vorher Sicherheitsbehörden bekannt, es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre“. Man müsse nun klug und bedacht darüber diskutieren, ob neue Gesetze nötig seien. Auch der Terrorismusexperte Tophoven bekräftigte: „Wenn nach einem Anschlag schärfere Gesetze gefordert werden, ist das Bullshit, würde der Engländer sagen.“
Nach dem erfolgreichen Auftakt mit der Podiumsdiskussion am Donnerstagabend folgte am Freitag und Samstag das Herzstück des DFPK – die Fachtagung für junge NachwuchswissenschaftlerInnen aus der Politischen Kommunikationsforschung. In fünf Panels mit je zwei ReferentInnen stellten Studierende und Promovierende ihre Arbeiten vor, die zuvor in einem Review-Verfahren von einem wissenschaftlichen Beirat unter allen Einreichungen als am besten bewertet wurden. Von Migrations- und Populismus-Berichterstattung über Vertrauensbeziehungen zwischen Journalisten und Politikern sowie Medienverdrossenheit war eine große Bandbreite an Themen vertreten. Dass das DFPK inzwischen einen Ruf weit über die Grenzen von Düsseldorf hinaus erlangt hat, zeigt die Liste der durch die ReferentInnen vertretenen Universitäten: Düsseldorf, Dortmund, Münster, Hohenheim, Fribourg (CH), Berlin und Wien. Namenhafte Respondents, darunter Thomas Birkner aus Münster, Christoph Neuberger aus München, Marcus Maurer aus Mainz, Patrick Donges von der Universität Leipzig und Hartmut Wessler von der Universität Mannheim, gaben den RefertInnen Feedback zu ihren Arbeiten. Die Respondents lobten durchweg die hohe Qualität der vorgestellten Arbeiten. Marcus Maurer bemerkte bei einem der Vorträge, dass dieser problemlos auch nebenan hätte gehalten werden können, ohne sich verstecken zu müssen.
„Nebenan“, da fanden die Panels der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) statt. Die Fachvereinigung hatte sich in diesem Jahr Düsseldorf als Austragungsort ausgesucht, wovon das DFPK mit einer Kooperation profitierte. WissenschaftlerInnen der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft hatten die Möglichkeit Panels des DFPK zu besuchen. Das DFPK hat dadurch eine Plattform bekommen, sich in der deutschsprachigen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Fachwelt zu präsentieren. Bei gemeinsamen Abendveranstaltungen gab es die Gelegenheit, mit den „Großen“ der Kommunikationswissenschaft ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Das Organisationsteam des DFPK17 freut sich über eine gelungene Veranstaltung. Besonderer Dank gilt allen Teilnehmern, Respondents, Sponsoren und allen anderen Unterstützern.
Wir freuen uns schon auf das DFPK18!